Wilbert & Sohn GmbH
 

Ballonweitfahrt von Flensburg bis nach St. Gallen in die Schweiz


Das neue Jahr startete für meinen Co- Piloten Bastian Hölz und mich mit einer grandiosen Erlebnisfahrt längs durch Deutschland. Unsere „Black Pearl“ brachte uns in den frühen Morgenstunden von Flensburg bis zum Bodensee nach St. Gallen in der Schweiz.

Hier ein kurzer Bericht von diesem Erlebnis: Unsere Vorbereitungen dieser „Spontan- Aktion“ dauerten nur ca. 5 Stunden. Donnerstagabend wurde die Idee geboren und ich verbrachte bis spät in die Nacht vorm PC und schaute diverse Wettermodelle an. Nach meinem Entschluss dass es alles so klappen könnte, fragte ich zur Absicherung meinen Freund Benni Eimers nach seiner Einschätzung der Wetterlage. Auch er bestätigte, dass alles O.K. ist und der Start sollte weit im Norden und ziemlich mittig von Deutschland sein. Gesagt, getan. Am Freitagmittag kam das Team zu mir und wir begannen, alles zu packen. Dirk Theiß war für Bodennavigation zuständig, Jürgen Fennel für unseren roten „ Raketenbus“, Bastian kümmerte sich um die Verpflegung und die Utensilien für die Luftnavigation. Ich selbst hatte die Aufgaben der Bordelektronik, des Sauerstoffs und des Propangasmanagements.  So hatte jeder seinen Job zu erfüllen und 5 Stunden später war alles „ready to go“.


Um 21:00Uhr war Abfahrt nach Flensburg. 750 km Fahrtstrecke lagen vor uns. Nach einigen Fahrerwechseln kamen wir dann um 4 Uhr morgens in Flensburg an, wo wir geplant hatten, auf dem Sportflugplatz Flensburg- Schäferhaus zu starten, doch das Gelände war verschlossen. Hm! Was nun? Einige hundert Meter weiter sahen wir dann ein offenes Sportgelände des Polizeiverbandes Flensburg. Das war genau der richtige Platz! Wir legten uns alle noch 2 Stunden hin und gegen 6 Uhr morgens, nach Absprache mit dem dort wohnenden Platzwart, fingen wir mit dem Aufbau an. Alles klappte wie immer reibungslos. Um Punkt 7 Uhr hoben wir dann in die dunkle Nacht ab. Ein Wahnsinnseindruck, die ganzen Lichter der Stadt, die Schiffe links in der Ostsee und rechts in der Nordsee blinkten im dunklen Wasser und das Mondlicht schimmerte weit über die See. Wir nahmen rasch Fahrt auf und stiegen kontinuierlich mit 1 bis 2 Metern pro Sekunde. Kurze Zeit später rasten wir, im wahrsten Sinne des Wortes, rechts an Hamburg vorbei; noch war es ziemlich dunkel, aber die Stadt leuchtete gigantisch. Der Sonnenaufgang um kurz vor halb 9 war auch ein weiteres Erlebnis, da es keine Dunstschicht oder Wölkchen gab, kamen die Farben am Himmel super zur Geltung. Unsere Position war zu diesem Zeitpunkt bei Buxtehude, das ich eigentlich nur aus einem Kinderspruch meiner Oma kannte.

Flugfunktechnisch war es super entspannt. Alle drückten uns die Daumen, dass es noch über die Alpen geht und wir dann in Italien unseren Rekord schaffen und landen würden. Einige Piloten fragten dann noch die üblichen Sachen, wie zum Beispiel: Ist euch nicht kalt? Was esst und trinkt ihr denn so, friert nicht alles ein? Was macht ihr, wenn ihr mal MÜSST? … Es war wie immer sehr lustig. Viel Lob und Anerkennung gab es auch von den Fliegern und Controllern.


 

Um halb zehn servierte ich das Frühstück. Dabei konnten wir genüsslich die Stadt Hannover begutachten, wo es nur knapp am Zentrum vorbei ging. Unsere Geschwindigkeit war konstant bei rund 140 km/h in FL 200. Nach der Übergabe von FIS Bremen nach FIS Langen, kreuzten wir dann im Osten von Frankfurt den Anflugsektor des größten deutschen Flughafens. Oben, unten, rechts und links zischten die Airliner an uns vorbei. Und wieder viele Piloten im Funk, die das klasse fanden und uns Glück ab wünschten. Zeitmäßig war es nun 11:00 Uhr und wir hatten bereits die fünfte Flasche Gas verbraucht. Ich war zwar schon die ganze Zeit mit rechnen beschäftigt, aber es kam mir ungewohnt vor. Zwischen Start um 7:00 Uhr und 11:00 Uhr waren ja grad mal 4 Stunden Fahrtzeit, und mehr als die Hälfte Gas war bereits leer. Nun gut, die ersten 2 Stunden im Dunkeln, wo die Sonne nicht half zu wärmen, dann der rasche Aufstieg auf 6500 m und das hohe Gewicht, was man am Anfang mitschleppt. Es zeigte sich, das die weiteren Flaschen doch länger hielten als die ersten, aber mir war nun gegen 12:30 klar, dass wir es nicht über die Alpen schaffen würden. Mit 2 halben VA 70 Flaschen wollte ich nicht überm Alpenhauptkamm schweben und dann im wärmeren Italien eine Landung mit null Gas hinlegen.

Die daraus folgende Entscheidung von Bastian und mir war, bei Friedrichshafen steigen wir ab und fahren tief noch ein bisschen weiter in die Schweiz hinein. Somit versuchten wir unseren Rekord vom letztem Jahr, von 826 km, zu knacken.

 

Es ging vorbei an Würzburg und weiter genau auf Stuttgart zu. Auch dieser Anblick war atemberaubend, denn wir verfehlten schon wie bei Hannover nur wenige Kilometer das Stadtzentrum. Auf dem Flughafen von Stuttgart war nicht viel los, dort sahen wir nur ein paar Flieger starten und landen. Jetzt war in Fahrtrichtung geschaut links von uns Ulm zu sehen. Nun konnten wir endlich das riesige Alpenpanorama in vollen Zügen genießen. Immer noch mit 125 Km/h unterwegs, ging es nun auch langsam dem Abstieg entgegen, ca. 50 Minuten hatten wir geplant. Wir wollten nicht so rapide wie ein Stein zu Boden fallen. Bei Friedrichshafen, mit Freigabe der Züricher FIS, ging es dann runter bis auf unter 5000 ft, wo wir freundlich verabschiedet wurden und die Ballonfrequenz 122.25 konnte gerastet werden. Ein kurzes Handytelefonat verriet uns, dass die Verfolger noch knapp 4 Stunden von St. Gallen entfernt waren.


 

Die letzten 45 Minuten fuhren wir langsam über St. Gallen hinweg und westlich am Stadtrand fanden wir eine schöne große Wiesenfläche zum Landen. Dann, am Boden stehend, kamen unzählige Leute und Kinder angelaufen und fragten, guckten, staunten über den Ballon und uns. Fast 20 Minuten mussten wir erzählen und Fragen beantworten, bis wir dann abrüsten durften

Ein sehr netter Anwohner nahm uns dann mit in sein Gartenhäuschen, der Kamin war angefeuert und wir bekamen Kaffee und Gebäck gereicht. Von hier aus konnten wir den Ballon sehen und warteten nun auf Dirk und Jürgen.

 

Gegen 17:30 Uhr trafen sie ein und ruck- zuck war alles verpackt. Die Heimreise war jetzt die letzte Hürde nach den doch sehr anstrengenden 2 Tagen. Man glaubt nicht, wie kräfteraubend diese Höhenfahrten über die Stunden doch sein können, auch wenn man ja eigentlich während der Fahrt im Korb nicht viel „arbeitet“.


 

Das Wichtigste war jetzt aber auszurechnen, ob wir den Rekord brechen konnten -  leider nicht. Wir schafften nur 821 km, aber trotzdem war diese Fahrt wieder so ein voller Erfolg für uns -  ein traumhaftschönes Erlebnis. Mein Dank geht an mein Team, an meinen Vater, Klaus Wilbert, und an Alle, die im Vorfeld immer fleißig mithelfen, dass solche Fahrten überhaupt möglich sind. 

 

Allzeit Glück ab, und gut Land.

 
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